Reise nach Nicaragua

Donnerstag, 8. März 2018

Tage danach und jetzt

 

sind wir mitten im Urwald von Panama.

Leben mit den Tieren, zwei Hunden, frei laufenden Pferden, x Katzen, die gern ins Bett zur dir kommen, Spinnen, die so feste Netze spannen, dass man aus ihren Fäden schusssichere Westen herstellt (typisch Mensch), Wasser, dass es nur gibt , wenn es regnet, ein Dschungel der dich ernährt, ein Wasserfall, wo du dich waschen kannst. Eine atemberaubende Natur, voller Geheimnisse. Ich sehe in der Ferne den Dunst des aufsteigenden Wassers des Sees, in dem Krokodile leben. Dave, der Mann mit den drei Katzen im Bett, schleicht auf die Veranda zu, auf der schon Derya schaukelt. Michi schlummert selig und Pablo erkundet die Gegend. Es duftet nach Pancakes und gleich gibt es kolumbianischen Kaffee aus der offenen Küche.  Fremde Tiere, kein Wasser, kein Strom und für drei von uns auch kein Tabak, das waren die Herausforderungen der ersten Nacht. Jetzt, wo die Sonne scheint, hellt sich alles auf.  Jemand schlägt das Geschirr, es gibt Dschungelfrühstück. Auf zum Kaffee!

  

Wir sprechen mit zwei Hamburgerinnen und der Gastgeberin, die hier seit 6 Jahren lebt und in Mexiko zur Welt gekommen ist. Sie erzählt vom Leben in der Natur.

In Windeseile sind wir in einer Monsanto-Bayer Diskussion, in Gesprächen um Billigsirup aus den U.S.A. verwickelt, der auch hier auf dem Tisch gelandet ist.

 

Einige Tage später dann, nach einem wehmütigen Abschied vom Urwald-Hostel  „Patscha Mama“ (Mutter Erde) und seinen BewohnerInnen, zog es Leonie und Maria aus Hamburg nach Kolumbien und uns auf die Insel Saboga.

 

Saboga, 2 Stunden vom Festland entfernt, eine Empfehlung von Martin aus Spanien, Katalonien, der mit Frau und Kindern sein Glück auf der Insel als Campingplatzbesitzer versucht.

 

Pablo und Derya, trafen bei einem Dorfspaziergang auf den 85 jährigen ebenfalls Pablo  Ivera und seinem Freund Papo Manuel. Begeistert luden Pablo Ivera und Papo beide zu einem Talk in sein Haus ein. „Viel Gutes kann man in der Schule lernen aber richtiges, tiefes Verstehen, dass passiert nur auf Reisen“, sagt der alte Mann. „So lernt man andere Menschen kennen und findet Freunde.“ Das Leben hier, auf der Insel Sabora, vor dem Festland Panamas ist kein Zuckerschlecken: ein Rentner bekommt 300 Dollar für drei Monate und muss sein Leben davon fristen. Doch allein der wenige Strom, für den gespendeten Kühlschrank, für den Fernseher und eine Glühlampe  kostet monatlich 27,94 Dollar, laut der letzten Rechnung für den Januar.  Sein Alter setzt ihm zu. Oft ist er zu schwach um selbst zu kochen. Dann geht er zur Dorfküche, doch dort kostet eine Suppe 2,50 und ein größeres Essen 5,00 Dollar. Er würde gern etwas Geld sparen, vielleicht um einmal seine Kinder auf dem Festland besuchen zu können. Doch eine Fahrt hin und zurück kosten 75 Dollar.  Das Essen aber muss vorgehen, sonst ergeht es ihm wie seinem Freund, der kürzlich an den Folgen von Unterernährung gestorben ist.

 

Dieser Tage bringen wir Pablo etwas zu Essen. Die Freude und Dankbarkeit darüber ist groß. Ob wir bitte nächstes Jahr wieder kommen wollten aber „…vielleicht bin ich dann schon tot?“ aber „Nein“ sagt Pablo aus unserer Gruppe: „Du wirst einhundert!“ Ein leichtes hoffnungsvolles Lächeln huscht über Pablo Everas Gesicht.

 

Soldaten bewachen die Insel. In der Nacht versuchen immer  wieder Boote mit Drogen und Waffen aus Kolumbien, (Kartelle und Banden) die Region zu versorgen. Insgesamt 7ooo Soldaten gibt es in Panama, bei einer Bevölkerung von 3, 1 Millionen EinwohnerInnen. Der junge Kommandeur, 21jährig, spricht gern mit uns, auch weil er Michi sehr hübsch findet ;-).

 

Derya hat sich mit der Direktorin der Inselschule und mit allen SchülerInnen angefreundet. Sie nimmt am Unterricht teil, spendiert Nachmittags Eis für die Kinder, kümmert sich um Pablo Everas, kauft Apfelsinen und verteilt sie am späten Abend an einige der Kinder, die noch auf den Dorfstraße spielen dürfen.

 

Wir alle diskutieren immer wieder, wie man wohl am besten helfen kann ohne Menschen ihre Autonomie und Würde zu nehmen. Die Worte N a c h a l t i g k e i t und K u l t u r werden soviel wie kaum andere benutzt und scheinen sich irgendwie auch abzunutzen.

 

Aus Berlin kommen News. Soll sich die Sozialgenossenschaft an der  Ausschreibung eines Busses zur Versorgung Obdachloser Menschen bewerben? Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit zwischen KARUNA und der amerikanischen Firma Dr. Bronners? Nachrichten fliegen um die Welt. Panama, Los Angeles, Berlin. Die Erde braucht ein anderes Wirtschaftssystem, damit die Pablos dieser Welt nicht hungern müssen.

 

Diese Reise, obwohl sie uns nicht nach Managua gebracht hat, wird Spuren bei uns hinterlassen und auch Handlungen auslösen. Pakete für Pablo Everas, didaktische Lernmethoden auf Spanisch für die LehrerInnen der Schule. Wir werden dem Auswärtigen Amt schreiben und um Unterstützung bitten, wenn wir noch einmal Anlauf nehmen um doch noch zur NGO NITCA nach Nicaragua zu kommen. Dann kommen wir mit einer Gelbfieberschutzimpfung wieder, zu Pablo, den Kindern und all den anderen, die hart für ihr Dasein kämpfen und arbeiten müssen.

 

Fünf, die auszogen, „die Welt“ zu erkunden, haben sich in ihrer Unterschiedlichkeit zusammengefunden.  Pablo, ein wundervoller Dolmetscher, die Ruhe in Person, gesellig, witzig, studiert Ethnologie, was die Diskussionen ordentlich anheizte. Dave, ein Spezialist für Offlinekarten, überlebensnotwendig für uns alle und für sonstigen Fragen rund um die digitale Kommunikation. Dave ist ein großartiger Feuerkünstler und Feuerspucker (oh, oh). Michi, schlagfertig bis zum Anschlag, lebenslustig und immer von fünf Hunden umgeben. Ich sage nur:  „Schnau...“. Derya, Miss 1000 Volt, kein Kind kommt ohne ein Geschenk an ihr vorbei. Alle Kinder rufen sie. Derya, die Meisterin der Kontaktaufnahme. Na und ich, Jörg, der Mann in der Hängematte.

 

 

Am Ende unserer Tage in Panama gehen wir durchs Dorf und werden gegrüßt. Wir sind ihnen nicht fremd geblieben.


Reise nach Nicaragua, äh, nach Panama

Vom 23. Februar bis 9. März wird eine fünfköpfige Delegation der KARUNA Sozialgenossenschaft und MOMO The Voice of diconnected Youth nach Managua,Nicaragua reisen. Wir treffen auf die Mitglieder der NGO NITCA, Träger des Deutsch-Französischen Menschenrechtspreises. Unsere Themen: die Gleichstellung von Mädchen und Jungen, von Frauen und Männern und eine gewaltfreie Erziehung in den Familien Managuas. Verfolgt unsere Reise. Es fahren Michi, Pablo, Derya, Dave und Jörg. 

 

+++ Montag, der 23. Februar +++  und alles ganz anders. Berlin-Istanbul-Panama und dann Managua, mit 11 Stunden Aufenthalt in Panama City, bis ein 50 minütiger Flug uns zu Oswaldo und NITCA bringen sollte....sollte! "Sie haben das Flughafengelände verlassen, nun benötigen Sie eine Gelbfieberimpfung. Ohne eine Impfung gestatten wir keinen Weiterflug. Sie können sich impfen lassen, müssen 10 Tage warten und  können sie sich einen neuen Flug buchen." Ende +++ ...nach 24h non stop Flügen, waren wir  niedergeschlagen ( ich untertreibe!)

Pablos wundervolles Spanisch brachte uns zu einer Frau, die uns ein halbwegs bezahlbares Hotel, inklusive einer kostenfreien Busfahrt organisierte. Puhhhh, für die erste Nacht waren wir gerettet. Ein Vielbettzimmer...eine Dusche (mit weniger, als mehr Wasser ;-) und die war mehr als nötig, nein, überlebenswichtig. ( unsere Geruchsaura war vor dem Versuch weiter zu fliegen so beeindruckend, dass uns ein Minibusfahrer wieder aussteigen lies und lieber auf seine Einnahmen von uns fünf  verzichtete.) +++ 

 

Hört hier Michis Panama Tagebuch (Bisher Teil 1 bis 4)

 

Kurzum, sind wir heute, am Sonntag ausgeschlafen an einem Ort, der wunderschöner kaum sein kann und haben gerade eine gute und kontroverse Teamsitzung zum Thema:   h e l f e n- international   abgehalten. Dave: " ich würde mich schlecht  fühlen, unseren Auftrag nicht erfüllen zu können"  Michi: "ich halte alles fest und schreibe Tagebuch um meine Gefühle und Eindrücke. Ihr könnt auf mich zählen!" Pablo: "lasst uns die Lebenssituation der Menschen erkunden und nach-denken, wie man der benachteiligten Bevölkerung am nachhaltigsten helfen kann." Und Derya:  "helfen muss ja auch gelernt sein!" Uns hilft  auch, wenn wir die Welt ein wenig besser verstehen lernen. " Ja und so nun machen wir es auch. Kommt mit und schaut zu, wie wir versuchen, dass Beste aus unserer Situation zu machen. Wir für uns und für die Anderen, ob Zuhause, in Vietnam oder nun in Panama.  Euer Jörg, Michi, Derya, Pablo und Dave.